Das Ende eines Traumas

© Wolfgang Stelljes
1648 atmete die Welt auf. Endlich Frieden! Nach 30 Jahren Krieg und Verwüstung! Am 25. Oktober 1648 wurde der Westfälische Frieden auf der Treppe des Rathauses von Osnabrück verkündet, das Ergebnis eines fünfjährigen zähen Ringens. Eine Spurensuche.
Text: Wolfgang Stelljes
Zentrale Stätten des Westfälischen Friedens waren die Rathäuser in Osnabrück und Münster – beide wurden 2015 mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel ausgezeichnet. Verbunden werden sie von dem „Westfälischer-Friede-Weg“, einem Wanderweg, und von der längeren „Friedensroute“, einem Radfernweg. Von kleinen Schlenkern abgesehen, folgen beide Routen dem Weg, den einst die Friedensreiter zwischen Osnabrück und Münster wählten. Zwei Mal pro Woche ritten die Boten von Osnabrück nach Münster, zwei Mal zurück, jede Tour ein Tagesritt, in ihrem Gepäck wichtige Papiere.
Tecklenburg lag zwar nicht ganz an der Route des Friedensreiters, lohnt aber aus vielen Gründen einen Stopp, angefangen bei der Himbeertorte im „Café Rabbel“ am Marktplatz. Wichtiger für den geschichtsinteressierten Reisenden ist das „Haus Marck“, ein Wasserschloss am südlichen Ortsrand. Hier tagte einer der „Unterausschüsse“, sagt Hartwig Freiherr von Diepenbroick-Grüter, der Hausherr, und räumt gleich ein, dass alles, was wir sehen, jüngeren Datums ist, genauer: von 1750. Von dem eigentlichen Verhandlungsort, einem Renaissancebau, existiert nicht mal mehr eine Abbildung. Und doch atmet auch das aktuelle Haus Geschichte: 1831 wurde hier Friedrich von Bodelschwingh, der Gründer der nach ihm benannten Anstalten, geboren. Und genau 100 Jahre später unser rüstiger Gastgeber, sogar im gleichen Zimmer, wie der 90-Jährige nicht ohne Stolz betont.
Vor dem „Haus Marck“ entdecken wir eine Edelstahl-Säule mit Handkurbel, eine von insgesamt zwölf Hörstationen. Wer den Dreh raus hat, kann sich eine Episode aus den Zeiten des Krieges erzählen lassen, zwei oder drei Minuten lang, unterlegt von Pferdegetrappel. In Tecklenburg berichtet der Bote über den Zustand der Zimmer im „Haus Marck“. In Ladbergen bestellt er einen „guten Humpen Bier“ beim Wirt neben der Reichspoststation, dieser klagt: „Niederländer, Kaiserliche, Hessen, Schweden, Spanier, alle sind sie hier durchgezogen“. Bei Hagen berichtet ein Bauer, dass selbst Kirchen, oft letzte Zufluchtsorte, geschunden wurden. Und im Kloster Iburg sch- wand in jenen Tagen sogar den Ordensbrüdern das „Gottvertrauen“.
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