Exklusiver Blog: Backpacking durch Südamerika
Vor dem Start ins Berufsleben macht sich unsere Wanderlust-Bloggerin Antonia auf eine zweimonatige Reise durch Südamerika. Auf der Suche nach beeindruckender Natur lässt sie sich vor Ort von Plänen und Erfahrungen anderer Backpacker inspirieren. Wir begleiten sie auf der Reise und berichten regelmäßig über Antonias Erfahrungen.
Ich bin Antonia, 28 Jahre alt, und habe gerade mein Masterstudium beendet. Vor Eintritt in das nun bevorstehende Berufsleben gönne ich mir einen zweimonatigen Trip durch Südamerika. Ich bin auf der Suche nach beeindruckender Natur und außerdem sehr gespannt darauf alleine zu reisen. Ich spreche fließend Spanisch, weshalb Südamerika schon lange auf meiner Reiseliste stand. Die Sprache gibt mir zum einen Sicherheit, zum andern macht es die Kontaktaufnahme natürlich viel leichter.
Meine Route verläuft von Peru über Bolivien und endet schließlich in Chile. Die exakte Tour werde ich allerdings spontan erarbeiten. Abgesehen davon, dass ich mich generell ungern festlege (den Flug habe ich 10 Tage im Voraus gebucht) möchte ich mich vor Ort von Plänen und Erfahrungen anderer Backpacker inspirieren lassen.
Peru: Lima - Paracas

Der Flug über Amsterdam nach Lima gestaltete sich als sehr angenehmer Einstieg in meine zweimonatige Reise. Mein dominikanischer Sitznachbar war offensichtlich Vielflieger und sagte: "Die meisten Leute wissen es nicht oder trauen sich nicht zu fragen, aber eigentlich kann man so viel bestellen wie man will" und versorgte mich ununterbrochen mit kleinen Rotweinfläschchen. Das ältere peruanische Paar rechts neben mir stieg begeistert mit ein und rief nur noch "vino, señorita, vino". Nachdem ich den beiden im Zweistundentakt neue Filme auf ihrem persönlichen touchscreen einstellte, waren wir alle vier rundum zufrieden und schliefen irgendwann friedlich ein.
Abends in Lima angekommen, fiel ich in mein Bett in einem Hostel in Miraflores - einer der schönen und sicheren Stadtteile. Hier konnte ich problemlos am nächsten Morgen auf Entdeckungstour gehen, entlang der Costa Verde - einer mühevoll angelegten Grünanlage entlang der Küste. Es war Samstagmorgen und ich habe noch nie so viele Menschen gleichzeitig Sport machen sehen. Es gibt Tennisplätze, Basketballplätze und Trimmdichstationen im 50-Meter-Abstand und alle waren belegt, ganz zu schweigen von den unzähligen Joggern, Yoga- und Tai-Chi-Gruppen die sich auf den Wegen und Wiesen verteilten. Eine Etage tiefer, am Strand von Lima, wartend auf die nächste Welle, hockten an die hundert Surfer im Wasser. Das war der sehr moderne und wohlhabendere Teil von Lima.

Nur 20 Gehminuten entfernt, mitten in der Stadt, neben achtstöckigen Gebäuden ragte eine ca. 1800 Jahre alte Lehmpyramide aus dem Boden. Erst vor wenigen Jahren wurde sie aus dem Sand gebuddelt und ist bis heute noch nicht vollständig freigelegt. Zuvor diente der gigantische Sandhügel als Motocrossbahn und Müllkippe, wie uns der Guide erklärte. Mittlerweile ist sie denkmalgeschützt und kann nur noch mittels Führung besichtigt werden. Das dritte Extremum von Lima sind sandige Straßen und staubige Baracken, welche ich lediglich durch das Taxifenster betrachten konnte.

Am zweiten Abend versuchte unser peruanischer Host mir und meinem Argentinischen Zimmergenossen vergeblich ein paar Cumbiaschritte beizubringen. Irgendwann hielten wir uns dann nur noch an das peruanische Bier "Cusqueño" und ich erfuhr so einiges über die peruanische Sicht auf die Territorialgeschichte Perús, Boliviens und Chiles. Der Argentinier versuchte durch rationale Beiträge zu schlichten, doch der tiefsitzende Groll gegenüber der gesamten chilenischen Bevölkerung war nicht zu bremsen.
Der Durst auf beeindruckende Natur brachte mich schon am nächsten Tag weg von der Großstadt. Ich teilte mir ein Taxi mit zwei Kanadiern aus Quebec, da sie das gleichen Ziel hatten: die Küste entlang Richtung Süden in die kleine Hafenstadt Paracas.
Als Nachfolger der Stadt Pisco, welche durch ein Erdbeben extrem zerstört wurde, bietet sie nun unzählige Unterkünfte für kleines und größeres Geld. Trotz Nebensaison wimmelte es hier von Touristen - viele wie ich, mit Rucksack und auf der Suche nach Abenteuer und fast ebenso viele enttäuscht als ihnen beim Aussteigen aus dem Bus 20 Leute versuchten Hotels und Touristen-Touren anzudrehen und klar wird, dass es sich hier wohl um eine Tourimaschinerie handelt.
Dafür gibt es allerdings ein paar wirklich nette Hostels hier und so sehr ich das Touri-Gruppen-Gefühl hasse, die Islas Ballestas mit hunderten von Seelöwen, Pelikanen und Pinguinen sind wunderschön und es Wert die 40 weiteren orangefarbenen Schwimmwesten um sich herum auszublenden. Im die Stadt umgebenden Nationalpark bekam ich das erste Mal das Gefühl in einer Wüste zu stehen, obwohl auch hier eine Tour auf eigene Faust per Fahrrad zu empfehlen ist, wie der Kanadier mir später begeistert berichtete. Als Entschädigung lernte ich im "Touribus" zwei Deutsche Mädels kennen mit denen ich - umringt von Pelikanen - zum ersten Mal in den Pazifik sprang, sich ein echt peruanischer Seeigel in meinem Fuß verewigte und noch einen sehr lustigen Nachmittag am Strand verbrachte. Nach zwei Nächten in Paracas schleppten wir uns mit Sack und Pack in brüllender Hitze zum Busbahnhof und weiter ging es Richtung Ica - eine Wüstenstadt im Landesinneren. Die Tour zur Oasenstadt Huacachina in die alle Backpacker zum Sandboogie oder Sandboarding fahren sparte ich mir, mit dem Ziel den Bus weiter direkt nach Cusco zum nehmen um von hier aus den Machu Picchu zu erklimmen und danach den Extremtouripfad bald verlassen zu können.
