Das Verschwinden der Nacht

Lichtverschmutzung

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Mondhelle Nacht: Zugvögel kommen aus dem Tritt, wenn künstliche Beleuchtung sie irritiert. © IMAGO, pa/dpa, PR

Früher war man auf die Betrachtung des Sternenhimmels angewiesen, sei es zur Orientierung oder zur Zeit- und Kalender­bestimmung. Zum Glück ist das heute nicht mehr so, denn unser Nachthimmel ist immer weniger sichtbar. Grund ist die Aufhellung durch die sogenannte Lichtverschmutzung, verursacht durch die Straßen- und Gebäude­beleuchtung, aber auch private Lichtquellen. Schweizer Messungen ergaben, dass heute durchschnittlich nur noch 200 bis 500 Sterne für das Auge sichtbar sind, in der Innenstadt noch weniger. Früher waren es ungefähr 2.500! Viel schlimmer sind allerdings die ökologischen Auswirkungen. So wird eine ausreichende Dunkelheit benötigt, damit tagaktive Tiere regenerieren und nacht­aktive ihre Nahrung finden und sich fortpflanzen können. Bei Meeresschildkröten wurde dokumentiert, dass der geschlüpfte Nachwuchs an einem erleuchteten Strand nicht zum Meer findet und so noch gefährdeter ist, Beute von Raubtieren zu werden. Auch Zugvögel werden durch angeleuchtete Bauwerke oder Skybeamer irritiert und kommen vermehrt um – das sogenannte Towerkill-Phänomen. Ganz zu schweigen von den für die Umwelt wichtigen Insekten: In Deutschland kommen an jeder Straßen­laterne pro Sommernacht rund 150 Insekten um – das ergibt bei 6,8 Millionen Straßen­laternen über eine Milliarde Insekten. Auch Pflanzen können in ihrer Photosynthese oder ihrem Wachstum gestört werden. Laubbäume in der Nähe von Straßenlaternen verlieren ihre Blätter später und bekommen leichter Frostschäden.

Daher ist es wichtig, künstliches Licht nachts zu beschränken und möglichst große und dunkle Rückzugszonen für Tiere zu erhalten. Slowenien und einige Regionen Italiens haben bereits Gesetze erlassen, nach denen abgeschirmte Leuchten eingesetzt werden müssen, die das Licht nur auf die Straßen lenken. Initiativen gegen die Lichtverschmutzung fordern nun, dass die Europäische Union nachzieht.

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Dieser Artikel ist aus der Ausgabe: wanderlust Nr. 04 / 2012

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