Faszination Weitwandern: Chance für den Tourismus

© Gabriele Griessenböck
Weitwandern wird immer populärer – doch was genau ist dieser Trend überhaupt? Und wie unterscheidet er sich vom Pilgern? Beim virtuellen Sport.Tourismus.Forum wurden genau diese Fragen geklärt. Wanderlust war dabei.
„Weitwanderwege liefern die Gewissheit für einen perfekten Urlaub in der Natur“, meint Ulrich Andres, Geschäftsführer der TAO Beratungs- und Management GmbH. Das Unternehmen entwickelt seit 30 Jahren Lösungen für verschiedene Destinationen im Bereich Wandern. Auf dem Portal www.weitwanderwege.com bieten sie Angebote zu 35 ausgezeichneten Weitwanderwegen in Österreich, Deutschland, Südtirol, Slowenien und Ungarn an. Doch was ist Weitwandern eigentlich? Es stehe laut Andres für Naturgenuss, der meist zu zweit oder in Kleingruppen erlebt wird. Im Vordergrund steht dabei das Körperliche und die Leistungskomponente – das unterscheidet Weitwandern auch von Pilgern, das eher der psychischen Regeneration dient.
Vier Bereiche stehen beim Weitwandern im Blickpunkt. In erster Linie geht es um das Naturerleben – sinnliches Erleben von reiner Luft, würzigem Duft, klarem Wasser und einfacher Nahrung. Zudem spielt die Körpererfahrung, der Beweis von körperlicher Stärke und Leistungsvermögen, eine wichtige Rolle. Auch das Verzichterlebnis, und somit die Sehnsucht nach der neuen Einfachheit, sowie der Abenteuerdrang haben eine entscheidende Bedeutung beim Weitwandern.
Steigende Nachfrage
Sogar in Zeiten der Corona-Pandemie steigt die Nachfrage nach dem Outdoor-Trend enorm. Das Portal Weitwanderwege hat im Januar 2021 etwa 40 Prozent mehr Anfragen im Vergleich zum Vorjahr erhalten. Weitwandern ist die neue Fernreise: Menschen wollen die neue Welt vor der Haustür entdecken, neue Lebenserfahrungen machen und die Natur genießen. Die Weitwanderer an sich sind grundsätzlich eher jung, die größte Gruppe sind die 25-34-Jährigen, die knapp ein Drittel aller Weitwanderer ausmachen. 55 % davon sind weiblich – die TAO Beratungs- und Management GmbH bietet daher Wanderprogramme extra für Frauen an. Alleine wandern ist übrigens out: 44 % wandern nach Angaben des Unternehmens mit der Familie, 41 % mit Freunden, lediglich 12 % nehmen die Wanderung alleine auf sich.
Darüber hinaus sollte eine Weitwanderung langfristig geplant werden. Der Wanderer beginnt meistens schon im November mit der intensiven Recherche bis hin zur Buchung. Weitwanderer beleben die Nebensaison: Sie starten bereits Anfang Mai, sobald die Wege begehbar, schneefrei und sicher sind. Dabei ist der Frühling relevant für Wege ohne Hütten, da diese in der Regel erst im Juni öffnen. Weitwanderer wandern bis in den November hinein, so lange es das Wetter zulässt.
Vorteile für Destinationen
Doch wie kann ich als Destination davon profitieren? 50 Prozent aller Wanderer seien an Mehrtagestouren interessiert. Der Weitwanderweg zeigt, was die Destination an Landschaft zu bieten hat und wie sie sich von anderen Destinationen unterscheidet. Weitwanderwege generieren klassische Nächtigungen. Ob Übernachtungen in der Hütte, im Hotel oder in der Pension – die Destinationen können so diverse Konzepte entwickeln. Außerdem ist der Weitwanderweg ein Identitätsstifter. Er mobilisiert die Einheimischen, die Unterkünfte und verbindet eine Region mit einer gemeinsamen Geschichte.
Der beliebteste Weitwanderweg sieht übrigens wie folgt aus: Er dauert zwischen drei und fünf Tagen und hat eine Gehzeit von vier bis sechs Stunden pro Tag. Die Wegart ist dabei ein Bergwanderweg, der über der Baumgrenze geführt wird. Wenn die Unterkunft eine Berghütte, Berggasthäuser und Hotels inkludiert, stehen die Chancen für zahlreiche Buchungen gut.