Das Erbe pocht

© Beate Wand
An Wanderwegen blecken dunkle Mundlöcher, geheimnisvolle Schächte führen in die Tiefe. 2019 ernannte die UNESCO die grenzübergreifende Montanregion Erzgebirge/Krušnohorí zum Welterbe. Unzählige Denkmäler, Museen, Gruben, Einsturztrichter und andere Relikte lassen tief eintauchen in 850 Jahre Bergbaugeschichte.
Text: Beate Wand
Ein lautes, metallisches Klack-Klack-Klack dröhnt durch die Radstube. Riesige, mit gusseisernen Schuhen beschlagene Massivholzbalken stampfen auf, bringen den Boden zum Zittern. Wie Elefantenfüße. Unter sich zertrampeln und zermalmen sie Gestein. Unermüdlich. Seit Stephan Tabel das Wasserrad in Gang gesetzt hat. Es treibt die Welle aus einem sechs Meter langen, wuchtigen Eichenstamm an. Holzanalysen ergaben, dass er um 1700 gefällt wurde. Während dieser sich um seine Längsachse dreht, heben die hölzernen Zapfen daran – sie heißen Däumlinge – die drei Pochstempel an und lassen sie beim Weiterdrehen wieder fallen, sodass ihre jeweils 250 Kilo krachend herunterdonnern. Unter ihnen wirbelt Staub auf, wabert in dampfenden Wolken durch die Luft. Für die früheren Arbeiter wären FFP2-Masken richtig sinnvoll gewesen, um sie vor Lungenleiden wie der Schneeberger Krankheit zu schützen. „Ich hab das mal probiert, aber wenn ich hier mit Mundschutz ausschaufele, das hältst du gar nicht aus“, brüllt der 37-Jährige gegen den Lärm an. Er schippt das Zerkloppte auf ein schräges Sieb. Was fein genug ist, fällt hindurch. Was zu grob ist, rutscht wieder vor die Riesenhämmer.
Seit acht Jahren führt er Besuchern im denkmalgeschützten Siebenschlehener Pochwerk vor, wie man jahrhundertelang Erz von taubem Gestein trennte. Früher schallten neun davon durch das Tal im Stadtteil Neustädtel. Im etwa sieben mal sieben Kilometer großen Schneeberger-Revier schürften über 240 Bergwerke gleichzeitig.
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