Schlaulaufen
Gauß, Bismarck, Heine: Die Liste berühmt gewordener Studenten der Göttinger Georg-August-Universität ist lang. Professoren, die Bahnbrechendes erfanden und Nobelpreise einheimsten. Beim Gang durch die Stadt mit der Traditions-Hochschule blitzt überall das Genie von Geistesgrößen aus 250 Jahren auf.

© Beate Wand
Text und Fotos: Beate Wand
Die junge Dame wird chauffiert. Ihre blonden Haare fallen unter dem schwarzen Doktorhut bis auf die Schultern. Im dunkelblauen Kostüm sitzt sie breit grinsend auf einer Gartenbank im Bollerwagen. Den Blumenstrauß hält Margret Nehr wie ein Baby im Arm. Eine Art hochbeiniger Tisch bedacht die selbstgezimmerte Konstruktion. Daran zappeln bunte Ballons und Girlanden im kühlen Wind. Auch wenn die Medizinerin ihr „Baby“, ihre Dissertation, schon erfolgreich abgeschlossen hat, muss sie gleich noch eine alles entscheidende Hürde nehmen. Weil sie in Göttingen promoviert hat. Der Stadt mit der ältesten und größten Uni Niedersachsens. Und an so einer Traditions-Hochschule gelten ganz eigene Gepflogenheiten: Die Doktorehre erlangt nur, wer das Gänseliesel auf dem Marktbrunnen küsst.
Eine Tradition, die sich im Laufe der Jahre gewandelt hat, wie Enno Grebe weiß. Der Stadtführer liebt es, seinen Zuhörern das studentische Leben von einst und heute mit Zylinder, feinem Krawattenschal und dunklem Gehrock nahezubringen. Wenn er erzählt, stützt er sich vornehm mit einer Hand auf seinen Stock. Schreitet er weiter, legt er würdevoll die linke Hand hinter den Rücken. Wie gern Göttinger Bürger Studenten unter ihre Fittiche nahmen, verdeutlicht Grebe mit einem Witz, in dem ein Göttinger dem anderen auf die Frage, wie es ihm gehe, antwortet: „Sehr gut. Ich habe vier Schweine und zwei Studenten.“ Die meisten kamen damals aus gut betuchtem, oft sogar adligem Hause. Da konnte man mit Kost und Logis für Studenten saftige Preise erzielen.
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