Schlossidylle mit Charme
Herrschaftliche Landsitze mit schönen Gartenanlagen gibt es nicht nur in England und Frankreich, sondern auch in den belgischen Ardennen. Einige öffnen ihre Tore für Besucher.

© Daniel Elke
Text: Edda Neitz, Fotos: Daniel Elke
An diesem Tag stimmt alles. Der Himmel zeigt sich in zartem Blau. Sonnenstrahlen legen sich still über die Landschaft. Wie ein kleines Juwel liegt Schloss Freÿr am Ufer der Maas. Zahlreiche Landsitze und Schlösser mit kleinen und großen Gartenanlagen gibt es in den belgischen Ardennen. Manche dienen heute als noble Hotels, andere sind Museen oder die Eigentümer haben sie in Stiftungen eingebracht und bewohnen sie noch zum Teil. Oft ist die Innenausstattung historisch, elegant und präsentiert eine unvergängliche Nonchalance.
Im 11. Jahrhundert stand an der Stelle von Schloss Freÿr eine trutzige Burg, die zum Schutz einer Furt angelegt worden war. Heute aber zeigt sich hier ein schöner Rokokobau. „Klein-Versailles“ wird die ehemalige Sommerresidenz der Herzöge von Beaufort-Spontin oft genannt.
Zuerst werden die Besucher durch das Schloss gelotst. „Wir sehen es nicht als ein Museum, sondern es ist ein Familienbesitz, der nun öffentlich zugänglich ist“, erklärt Gästeführer Jean Guillaume Renson. Kein Herzog wäre im 19. Jahrhundert auf die Idee gekommen, das Volk in sein Schloss zu lassen. Fast wie eine Zeitreise mutet der Gang durch die 20 Räume an: dekoriert mit kostbaren Exponaten, stilvollen Möbeln und vielen Erinnerungsfotos auf den Kommoden und Beistelltischen sorgen für eine heimelige Atmosphäre, so dass der Eindruck entsteht, die Familie wohne noch hier.
Als der Adel noch an der Spitze der Politik stand, mischte die Familie de Beaufort-Spontin auch kräftig mit, erzählt der Gästeführer. So wundert man sich nicht, dass der „Sonnenkönig“ Ludwig XIV. ebenfalls auf der Gästeliste steht. Er weilte während der Belagerung Dinants im Jahr 1675 im Schloss.
Nach den Ideen des bekannten französischen Gärtners André le Nôtre ist der Schlosspark angelegt. In drei Ebenen breitet sich das Grün hinter dem Gebäude aus, ein breites Rechteck, das zum Fluss hin von einer Mauer geschützt wird. „Bevor die Straße kam, war hier ein Treidelweg. Man hat dann vor 100 Jahren noch einen Wassergraben angelegt, weil viele Büsten aus dem Garten gestohlen wurden“, erzählt Jean Guillaume Renson. Scheinbar wurden nicht alle ersetzt, denn Wasserbassins mit Fontänen und Orangenbäume in weißen Holzkübeln, von denen einige über 300 Jahre alt sein sollen, dominieren jetzt die Fläche. Ein Labyrinth aus Laubengängen mit Hainbuchen findet sich auf der erhöhten Ebene des Parks.
Abgetrennt vom Park, wie ein Pendel vom Uhrwerk, liegt der schöne Pavillon im Stil Louis XVI. auf der nächsten und dritten Ebene. Vor ihm die stillgelegten Schienen einer Bahnlinie. Sogar der belgische König soll sich dafür eingesetzt haben, dass das Anwesen im oberen Teil nicht gänzlich von der Bahnlinie verschandelt wird. Doch die Schneise konnte auch er nicht verhindern.
Um die Schönheit des Schlosses von Freÿr samt seiner Parkanlage wirklich zu erfassen, sollte man sich aber von ihm lösen. Wir machen uns daher auf den Weg, über die Brücken in Dinant, hinauf zum gegenüberliegenden Felsen. Erst aus dieser Vogelperspektive ist der Zusammenklang von Architektur und Garten in seiner Vollkommenheit erkennbar. Leider hat dieses Kleinod – zumindest im Moment – einen kleinen Schönheitsfehler. Der Wald hinter der Parkanlage wurde gerodet, jetzt ist dort nur ein braunes Feld zu sehen. Geplant sei eine kleine Obstplantage, so Gästeführer Jean Guillaume Renson.
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