Augsburg: Schwäbisch für Anfänger

Von wegen Provinz! Augsburg hat Besuchern eine ganze Menge zu bieten: Stadt der Römer und der Renaissance, Fugger-Stadt, Mozart- und Brecht-Stadt, noch dazu an der Romantischen Straße gelegen. Am besten lernt man die Stadt zu Fuß kennen.

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Mitten ins Herz: Der Perlachturm und das Rathaus sind zwei der bekanntesten Wahrzeichen der Fuggerstadt.
© Friedrich Stettmeyer

Text: Günter Kast

Nein, nein, und nochmals nein: Daniela Sailer könnte sauer werden bei dem Thema. Weil es einfach falsch sei. Nie habe Bert Brecht gesagt: „Das Schönste an Augsburg ist der D-Zug nach München.“ Der Spruch stamme von Brechts Freund Hans Otto Münsterer, klärt die Stadtführerin auf. Der habe Anfang der 1960er Jahre in seinen Erinnerungen geschrieben, dass Brecht, wenn er nach dem „geistigen Raum Augsburgs“ gefragt worden wäre, „darauf wahrscheinlich spöttisch geantwortet“ hätte, Augsburg sei „der D-Zugwagen nach München“. Der Spruch sage also mehr über Münsterers Blick auf Augsburg als über Brechts Sicht seiner Heimatstadt. Überhaupt: Die schwäbische Metropole sei doch wieder wer. Allein die Erfolge des Underdogs FCA in der Fußball-Bundesliga hätten der Stadt viel Aufmerksamkeit und Sympathien beschert. Das merke man an den Besucherzahlen.

Tatsächlich braucht sich Augsburg nicht hinter München zu verstecken. Als an der Isar nur ein paar Hirsche traurig im Wald herumstanden, trieb man in Augsburg bereits fleißig Handel mit der ganzen Welt. 1665 blickte die nach Trier zweitälteste Stadt Deutschlands schon auf eine längere Vergangenheit zurück als München heute: Gründung durch die Römer (15 v. Chr.), Schlacht auf dem Lechfeld (955), bedeutende Reichstage, Religionsfrieden (1555) und die Einweihung der ältesten Sozialsiedlung der Welt, der berühmten Fuggerei (1521). Klar, Augsburg ist nicht gerade ein Mekka der Gründerszene, wo sich Hunderte hipper Startups niederlassen. Auch angesagte Künstler zieht es nicht unbedingt hierher. Folglich fehlen angesagte Galerien, Bars, Clubs und Restaurants, die bundesweit für Furore sorgen könnten. Andererseits ziehen viele Münchner inzwischen nach Augsburg, weil dort die Mieten noch erschwinglich sind. Ihnen kommt dabei zugute, dass die Stadt am Lech aufgrund des Niedergangs der einst dominierenden Textilindustrie nun Flächen bebauen kann, die anderswo fehlen. Schicke Siedlungen mit hoher Lebensqualität sind da in den vergangenen zehn Jahren entstanden: nah am Zentrum und dennoch im Grünen. Es lohnt sich, durch dieses neue Augsburg zu wandern. Man sollte dabei aber einen Stopp im Textil- und Industriemuseum (TIM) einlegen, um sich vorstellen zu können, wie es hier vor 100 Jahren aussah, als die mechanischen Webstühle mit ohrenbetäubendem Lärm rund um die Uhr ratterten.

Den kompletten Text inklusive aller Fotos, der Tourenbeschreibung sowie der Tourenkarte zum sammeln und nachwandern erhalten Sie in Heft 6/2015 von wanderlust. Hier können Sie das Heft nachbestellen.

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Dieser Artikel ist aus der Ausgabe: wanderlust Nr. 06 / 2015

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