Ein historischer Stadtbummel

Am linken Elbufer, im Scheitel eines Flussbogens, erstreckt sich das historische Zentrum Dresdens. Jahrhundertelang war es von mächtigen Festungsmauern geschützt, nach und nach verloren diese ihre Bedeutung. Sie wurden abgetragen. Auf den plötzlich freien Flächen entfaltete die sächsische Residenz barocke Pracht. Grund genug für einen Stadtbummel durch die Jahrhunderte.

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Wo heute der Dresdner Zwinger, ein Gesamtkunstwerk aus Architektur, Formen und Farben, seine Pracht entfaltet, war einst eine nasse Wiese.
© GettyImages

Text: Ralf Scholze

Eine Krone über dem Kronentor sticht mir sofort ins Auge, als ich die kleine Brücke über den breiten Wassergraben erreiche, der die Ostra-Allee von dem langgestreckten barocken Gemäuer trennt.

Die gewaltige Krone über dem Tor trägt vier Adler, die wiederum die polnische Königskrone schultern. Adler, Dekor-element und Krone sind vergoldet, die Ausmaße gewaltig. Wie eindrucksvoll damals Macht und Reichtum präsentiert wurden, merke ich, als ich durch das Kronentor die weitläufige Anlage des Zwingers betrete und den Blick über das eindrucksvolle Areal mit riesigen Springbrunnen, Skulpturen und steinernen Vasen schweifen lasse. Hier wollte jemand seine Macht und seinen Reichtum zeigen!

August der Starke, Kurfürst von Sachsen und König von Polen

Und warum? August der Starke, der Auftraggeber dieses imposanten Bauwerks, war nicht nur sächsischer Kurfürst, sondern gleichzeitig König von Polen. Polnischer König wurde man nicht einfach so. Auf den polnischen Königsthron musste man vom dortigen Hochadel gewählt werden, und der ließ sich seine Stimmen üppig bezahlen. August musste ein wahres Vermögen ausgeben, um den mächtigen polnischen Adel hinter sich zu bringen. Schließlich hatte er sein Ziel erreicht, 1697 wurde er König von Polen. Das galt es jetzt der ganzen Welt zu zeigen. Wie machte man das zu Zeiten des Barocks? Man demonstrierte Macht und Reichtum durch prachtvolle Bauten. Wie hier durch den Dresdner Zwinger, diesem Gesamtkunstwerk aus Architektur, Plastik und Malerei, dem der Architekt Matthäus Daniel Pöppelmann und der Bildhauer Balthasar Permoser Gestalt gaben.

Während sich andere Fürstenhöfe gleich ein paar Hofarchitekten leisteten, gab es in Dresden das Sächsische Oberbauamt, eine staatliche Behörde, in der es nicht auf einen Adelstitel, sondern auf das eigene Können ankam. Hier bekamen auch Kinder bürgerlicher Herkunft, wie der spätere Hofarchitekt Pöppelmann, ihre Chance und konnten sich von unten langsam in der Hierarchie hocharbeiten. An den Spitzen der staatlichen Ämter und Behörden Sachsens arbeiteten somit nicht irgendwelche adlige Müßiggänger, sondern hochqualifizierte, engagierte Männer, deren Können der Monarch geschickt einsetzte. Nachdem August der Starke Daniel Pöppelmann mit dem Bau seiner geplanten Prachtbauten beauftragt hatte, schickte er ihn zunächst einmal auf Bildungsreisen, zuerst nach Wien, Rom und Neapel und später nach Paris, Belgien und Holland; er sollte mit eigenen Augen sehen, was die fürstliche Konkurrenz sich dort hatte errichten lassen. Voller neuer Eindrücke ging der Baumeister anschließend ans Werk und schuf den Dresdner Zwinger.

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