Auf Kante!

© Friederike Brauneck
Von Travemünde nach Niendorf immer an der bröckelnden Steilküste des Brodtner Ufers entlang: Schöne Ausblicke auf die Ostsee am laufenden Band und ein Eindruck der Naturgewalten. Und hinter all dem die edle Hansestadt Lübeck, die mit hoch-herrschaftlicher Backsteingotik entzückt.
Text: Friederike Brauneck
Zunächst scheint Travemünde einfach nur ein schönes Ostseebad – ein wenig verwelkt an mancher Stelle, an anderer aber schon wieder spürbar im Aufwind. Der Hafen mit den Fährverbindungen nach Dänemark, Schweden und Finnland liefert einen Hauch weite Welt, wenn sich die riesigen Schiffe im Ausläufer der Trave elegant an ihre Liegeplätze manövrieren. Aber auch kleine Fischerboote liegen hier. Dorsch – anderswo Kabeljau genannt – wird hier direkt vom Kutter verkauft, ebenso wie herzhafte Fischbrötchen und andere Meeresköstlichkeiten. Derart gestärkt lässt es sich hervorragend flanieren: Am Hafen entlang zu den Seglern und Motorbooten, die dort den Sommer über liegen. Mit einem ehrfürchtigen Blick auf die Passat, der stolzen Viermastbark, die 39 Mal Kap Hoorn umrundete und heute auf der anderen Uferseite, dem Priwall, ein geruhsames Dasein als Travemündes Wahrzeichen und Museumsschiff führt. Die 56 Meter hohen Masten sind weithin sichtbar.
Einen wunderbaren Blick auf das trubelige Hafengeschehen, die Mündung der Trave und den weißen Strand hat man vom Alten Leuchtturm, dessen oberste Etage man über 142 Stufen erklimmt. Eine erste Erwähnung von 1316 macht ihn zum ältesten Leuchtfeuer Deutschlands. 1972 übernahm das benachbarte Maritim Hotel mit 114,7 Metern Höhe die Aufgabe. Aber der Blick aus 31 Meter Höhe reicht weit über die holsteinische Landschaft bis nach Mecklenburg im Osten: Vor gut dreißig Jahren verlief hier die innerdeutsche Grenze mit Todesstreifen, damals gut sichtbar als brutaler Einschnitt in der Landschaft, heute überwachsen von Natur und Zeit.
Alter Glanz
Zur Seeseite kommt ein herrlich breiter Strand mit den klassischen Strandkörben mit weiß-bunt gestreiften Polstern in den Blick. Davor die höher gelegene breite Promenade, 1908 eingeweiht, die permanenten Panoramablick über Bucht und Strand garantiert. Und – als Erinnerung an glanzvolle Zeiten – gesäumt von gepflegten Prachtbauten aus der Jugendstilzeit, als der wohlhabende Lübecker selbstverständlich die Sommerfrische hier in Travemünde verbrachte. Und manchmal Hab und Gut im Casino verspielte, weshalb der einstmals ortsansässige Juwelier direkt gegenüber die prächtigsten Juwelen in seinen Auslagen präsentierte: Versetztes, was den nächsten Glücksritter anlocken sollte. Alles passé – die Spielbank ist inzwischen nach Lübeck umgezogen, der Juwelier geschlossen. Stattdessen hat Travemünde ein neues Selbstverständnis entwickelt und kann mit anderen Seiten punkten.
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