Flachlandwandern an der Wümme
Zwischen Hamburg und Bremen, vom Rand der Lüneburger Heide bis kurz vor die Nordsee, an den Ufern von Wümme und Oste – da liegt ein Eldorado für Wanderer, die ganz entspannt Ruhe und das Weite suchen. 24 Nordpfade verbinden Moore und -Mühlen, führen zu Gräbern und durch die Geschichte(n) des platten Landes.

© Beate Wand
Text & Fotos: Beate Wand
Sie steht hinter der Theke und reicht eine einzelne Makkaroninudel auf Erdbeerbasis herüber. „Meine neueste Erfindung“, verkündet Bäuerin Sabine Bassen mit ein wenig Stolz in der Stimme, „wir müssen ja nu alle mal ein bisschen Greta machen.“ Damit spielt sie auf Klimaaktivistin Greta Thunberg an. Denn die röhrenförmige Nudel dient als Strohhalm und vermeidet so Plastik. Auf der Theke stehen weitere Makkaroni in einem Becher. „Für Milchshakes sind die okay, aber Buttermilch kommt da nicht durch“, erklärt die Betreiberin eines Melkhus – das ist eine sogenannte Milchraststätte –, warum sie in ihrer hofeigenen Nudelwerkstatt aufwendig mit Nudelformen hantiert, um aus Erdbeerpüree Teigwaren mit extra dicker Röhre herzustellen.
Unter dem roten Ziegeldach des grünen Holzhäuschens, dem Erkennungsmerkmal der 75 direkt vermarktenden Milchraststätten in Niedersachsen, bietet die Landfrau Milchmixgetränke, Bauernhof-Eis und Quarkspeisen, aber auch Kaffee und Kuchen an. Es liegt auf der Zielgeraden des knapp 22 Kilometer langen Nordpfads Kirchsteg-Moore-Bäche, der südlich von Scheeßel Wälder, Moore und Wiesen an der Veerse durchstreift. In ihren Auen überbrückt ein 120 Meter langer Steg aus dicken Eichenbohlen das Überschwemmungsgebiet. Darüber pilgerten schon die Bartelsdorfer jahrhundertelang, um mit trockenen Füßen in der Scheeßeler Kirche beten zu können.
24 solcher Nordpfade überziehen den Landkreis Rotenburg (Wümme) – norddeutsches Tiefland mit all seinen Facetten. Die meisten Rundkurse sind etwa zehn bis 15 Kilometer lang, eine gute Handvoll um die 20. Diese lassen sich jedoch meist abkürzen. Umgekehrt sind einige Nordpfade miteinander vernetzt: Beispielsweise knüpft der vorgeschlagene wanderlust-Tourentipp (siehe Seite 29) Nordpfad Ostetal (10,6 km) über einen fünf Kilometer langen, ebenfalls lückenlos markierten Zubringer an den Nordpfad Zwei Mühlen (10,9 km) an, der wiederum direkt auf den Nordpfad Zevener Geest (23,3 km) trifft. Der längste Nordpfad namens Wümmeniederung bietet sich mit 32 Kilometern als Mehrtagestour an. Er folgt dem Flusslauf auf einer Nord- und einer Südroute. Brücken und Wehre über die Wümme ermöglichen reizvolle Abkürzungen. Auf dem kürzesten Nordpfad, Wolfsgrund, erfreuen sich auch Mobilitätseingeschränkte am lila blühenden Heideteppich, falls sie zwischen Mitte August und Mitte September die barrierefreie Aussichtsplattform bei den Binnendünen des Naturschutzgebiets Wolfsgrund hinaufrollen. Entlang der gut fünf asphaltierten Kilometer laden „Mittendrinbänke“ zu einer Rast ein, bei denen ein Rollstuhlfahrer zwischen zwei Holzbänken gesellig pausieren kann.
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