Heimische Wildnis

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© Beate Wand

Selbst Wanderwege streifen in Deutschland früher oder später Dörfer, zumindest Häuser. Im Soonwald verheißt einer, mehrere Tage nur der Einsamkeit zu begegnen. Mit im Gepäck: ein Zelt. Zusätzliche Last. Stillt sie die Lust auf große Abenteuer?

Text & Fotos: Beate Wand

Kniend beuge ich mich über die geöffnete Falltür. Unter dem Boden gleiten Kisten hin und her. Plastikflaschen stapeln sich darin. Halbliter und anderthalb, still und medium. Welch ein Schatz! Kurz darauf zischt es. Kohlensäure sprudelt auf, Wasser spritzt. „Aaaaah“, entfährt es mir nach einem gierigen Schluck. Den elf Männern aus Hennweiler gebührt ewiger Dank. In ihrer Freizeit haben sie dicke, vom Sturm gestürzte Stämme entrindet, daraus eine Blockhütte gezimmert. Mit vielen Finessen: Unter der Decke verhaken sich Geweihe zu einer Lampe, eine Leiter an der Wand steigt zum Notlager auf der Galerie, Kleiderbügel aus krummem Holz baumeln an Nägeln. Das einzige Metall – eine fest verankerte Röhre für Spenden – haben die Erbauer sogar noch mit Rinde umkleidet. Ein Schild erlaubt, sich aus dem Vorrat zu bedienen. Dass die Menschen aus Hennweiler Nachschub rankarren, rechnen ihnen Wandernde auf dem Soonwaldsteig besonders hoch an. Dort ist Wasser Mangelware.

Zumindest für diejenigen, die auf dem Weitwanderweg bleiben. Auf 85 Kilometern schlängelt er sich von Kirn an der Nahe zum Rhein bis Bingen. Entlang des Hahnenbachs taucht er in die Natur, läuft auf den Quarzitkämmen des Soonwalds zum Binger Wald. Wo dieser zum Rhein abbricht, prallt der Steig mit drei Burgen auf geballte Rheinromantik. Lieblicher Gegenpol zum harschen Wald. Zertifiziert als Premiumwanderweg, verspricht er lückenlos markiertes Wandervergnügen für vier bis sechs Tage. Möglichst fernab von Straßen, Industriegebieten und Forstpisten. Auf gut 40 Kilometern sogar so abgeschieden, dass er nicht mal eine Siedlung berührt. Einzig der Simmerbach hat es geschafft, sich zwischen Kleinem (Lützel) und Großem Soon in das harte Gestein zu schneiden. So kreuzen nur wenige, kaum befahrene Straßen den Soonwaldsteig (von der A61 mal abgesehen; dort wurschtelt sich der Weg aber recht geschickt drunter her).

Den kompletten Artikel finden Sie in Ausgabe 4/22 und im Shop.

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