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12 Minuten

Auf dem Wolftrail zum Mittelpunkt der Welt

Delphi war für die antiken Griechen der Mittelpunkt der Welt. Eingerahmt wird dieser Nabel der Welt von eisig weißen Berggipfeln, sattgrünen Wäldern, in denen die Sagen der Antike erzählt werden, und einem Tal, in dem ein Meer aus Olivenbäumen in den Golf von Korinth brandet.
Mehrere Wandernde in gelb blühender Landschaft in Griechenland.
©

Daniel Elke

Es gab wieder viel zu tun auf dem Olymp. Zeus, der oberste Gott der griechischen Mythologie, wollte feststellen, wo der Mittelpunkt der Welt liegt. Als Gott hat man dazu natürlich andere Möglichkeiten als die einfachen Menschen, und so ließ er von den gegenüberliegen Enden der Welt – sie war ja flach – zwei Adler aufsteigen. An dem Punkt, an dem sich die beiden Adler trafen, war folglich der Mittelpunkt der Welt gefunden. Zeus markierte diesen Ort mit einem Stein, dem Omphalos: der Nabel der Welt. So lautet die Sage, wie das Zentrum der antiken Welt gefunden wurde.

Aber kaum entdeckt, war es um die Ruhe dieses Ortes geschehen. Über die Jahrhunderte entstand hier, am Hang des Berg Parnassos, eines der höchsten Heiligtümer der alten Griechen – Delphi. Und so wie es schon vor Tausenden Jahren die Menschen nach Delphi zog, möchte auch ich auf diesen alten Pfaden wandern und eine geschichtsträchtige und mediterrane Region entdecken.

Mehr als nur Strand und Inseln

Unsere Reisegruppe erreicht die Region am Parnassos zunächst aus der Perspektive der beiden Adler. Mit dem Flieger geht es nach Athen, das nur zwei Stunden Autofahrt vom Mittelpunkt der Welt entfernt liegt. Wer an Griechenland denkt, dem fallen zunächst die endlosen Strände und eine mediterrane Inselwelt ein. Doch Griechenland besteht zu knapp 80 Prozent aus Bergen, was es zu einem der europäischen Länder mit dem größten Anteil an Bergland macht.

Hat man den Athener Speckgürtel hinter sich gelassen, beginnen die kurvigen Fahrten hinauf in Richtung Parnassos. Wir erreichen abends das Städtchen Arachova. Zunächst wirkt die Werbung für die Skischulen und Skiverleihstationen neben den mediterranen Häuschen und dem blumigen Duft der Kräuter von den Berghängen etwas deplatziert. Doch einige Höhenmeter über uns und circa eine Stunde Fahrt entfernt liegt eines der größten griechischen Skigebiete. Die Nähe dazu macht Arachova zu einem beliebten Ausgangspunkt für Alpinisten. Es ist schon dunkel und der Weg zur Taverne ist mit Lichterketten, die über die Straße und Fassaden gespannt sind, hell erleuchtet. Es ist Frühjahr, aber es macht sich Weihnachtsstimmung breit. Im Restaurant kommt dann schon fast das Christkind, als wir ein regionales Nudelgericht mit Hühnchen kosten, das mit einer Zimtsauce serviert wird. Sehr lecker und irgendwie festlich.

Mit der Gunst der griechischen Götter

Am nächsten Morgen beginnt die Entdeckungstour. „Apollon scheint euch zu mögen“, ruft uns unsere Führerin Eleni zur Begrüßung entgegen. Und es stimmt. Der antike Gott und Patron des Berges begrüßt uns mit bestem Wetter an der Nordflanke des Parnassos. Eleni und ihr Mann Giorgos, beide erfahrene Wanderführer aus Arachova, gehen mit uns den Plan für die nächsten Tage durch. Wir erkunden das Bergland über den Wolftrail, der dem nationalen Wanderweg 22 und nach einem Transfer später dem europäischen Wanderweg E4 folgt. Unser Ziel ist das Meer bei Itea. Der Wolftrail startet in Eptalofos und führt innerhalb von fünf Wandertagen hinauf zu den Gipfeln des Parnassos und danach steil bergab durch das historische Delphi und riesige Olivenplantagen bis an den Golf von Korinth.

Wir starten unseren Aufstieg zum Parnassos, auch Parnass genannt, in dem Dörfchen Ano Polydrosos. Wieder ist er da, dieser Moment kurzer Verwirrung über das Bergklima und den Duft der feuchten Waldluft. Gestartet bin ich in einem idyllischen Mittelmeer-Dörfchen und arbeite mich nun auf einem schmalen Pfad durch einen alpinen Nadelwald nach oben vor. Als wäre man von Griechenland in die Alpen gewandert, was für alle, die dem Fernwanderweg E4 folgen, sogar möglich ist. Gelegentlich erinnern einen die violetten Blüten des Judasbaums daran, in welchem Teil Europas man sich befindet, bevor der Blick auf die Wacholdersträucher wieder an Erlebtes aus der Heimat besinnen lässt.

Drei Wandernde beim Aufstieg auf einem steinigen Weg in Griechenland.
© Daniel Elke

Schnee und Geschichten am Mittelmeer

Im weiteren Verlauf wird die Vegetation niedriger. Als wir die Defner Berghütte erreichen, finden wir im Schatten der Felsen den ersten Schnee. Der Hüttenwirt Kostis Papadakakis wartet schon auf uns und serviert die erste regionale Spezialität, heißen Bergtee mit viel Honig. Draußen ist es schon etwas kühler geworden. Der Holzofen knistert gemütlich vor sich hin, während wir vor einem Panoramafenster sitzen, synchron Tee schlürfen und Kostis uns von seiner Hütte und dem Parnassos berichtet. Wie wir schon erfahren haben, ist der Berg Apollon gewidmet, außerdem ist er die Heimat der Musen, der Göttinnen der Künste. Der höchste Gipfel des Gebirgsstocks ist der Liakoura mit einer Höhe von 2.455 Metern. Auf seiner Route passiert der Wolftrail den Gipfel Jerontovrachos.

Nach der zweiten Tasse Bergtee wirft sich Eleni eine Schürze um. Sie möchte mit uns einige Spezialitäten zubereiten und probieren. Kostis bereitet uns in der Küche derweil ebenfalls einige Köstlichkeiten zu, und so dauert es nicht lange, bis die Hütte vom würzigen Duft von Feta, Knoblauch und gebratenen Auberginen erfüllt ist. Einen Klassiker möchte Eleni uns unbedingt beibringen, Tzatziki. Aber ganz besonders stolz sind unsere Gastgeber auf ihre Trachana-Suppe und den Formaela-Käse. Beides sind absolute Spezialitäten der Region. Besonders die Trachana-Suppe, die aus einer Art von Bulgur besteht, halten unsere Lokalpatrioten für „das“ griechische Superfood. Gerade für Sportler sind hier wichtige Mineralien, Proteine und Energie in kleinem Packmaß zu finden. Treffend wird in der Gruppe festgestellt, es schmecke wie Fetasuppe. Der erste Wandertag klingt gemütlich bei allerhand Leckereien aus und wird mit Tsipouro begossen, eine hiesige Version des Raki. Hitzige Diskussionen zwischen Giorgos und Kostis über die Geschichte des Parnassos, Feigen, den legendären Spartaner Leonidas und die Verortung seiner Schlacht gegen den Perserkönig Xerxes machen Vorfreude auf die weiteren Erzählungen und Sagen, die unsere Route mit sich bringt. Denn sobald die Gipfel des Parnassos hinter einem liegen und Delphi näher rückt, werden die Sagen und die Geschichte mit jedem Schritt lebendiger.

Einer der ältesten Wanderwege der Welt

Wir wollen heute vom Livadi-Plateau absteigen und auf dem antiken Delphi Trail die Tempelruinen und Stadt erreichen. „Apollon scheint euch immer noch zu mögen“, stellt Eleni mit einem ausgiebigen Lachen fest. Die Wettervorhersage hat zwar zunächst Gewitter vorausgesagt, doch davon ist keine Spur über uns zu entdecken. Während wir den Weg durch den Wald gehen, ist die Luft satt erfüllt vom Duft der Bäume und feuchter Erde. Die kühlenden Luftzüge hier sind angenehm.

In diesem Wald soll der Hirtengott Pan, halb Ziegenbock, halb Mensch, den Musen und Nymphen des Parnassos hinterhergejagt haben. Die Bäume verschwinden und machen einer Weide Platz. Der Boden ist durchsetzt von grauen Felsen und Findlingen und der Blick zum Horizont lässt schon einen steilen Abstieg vermuten. Zwischen immer größer werdenden Felsbrocken öffnet sich vor unserer Gruppe ein Aussichtspunkt, der einen spektakulären Blick auf das Meer und den weiteren Weg freigibt. Wir staunen und lassen uns von Eleni die Umgebung erklären. Bei einem so atemberaubenden Panorama kann eine weitere Besonderheit diese Ortes schon mal in den Hintergrund rücken. Denn dafür muss der Blick von der Weite auf den Boden gerichtet werden. Der Pfad schlängelt sich nun am Berghang hinab bis nach Delphi. Er besteht aus großen und kleinen Steinen, zwischendurch geschotterte Strecken, die wiederum zu Felsen führen, die stufenartig hinab leiten. Ganz klar ist dies kein natürlicher Trampelpfad, er wurde angelegt und bewirtschaftet. Und das geschah schon vor über zweitausend Jahren für die reisenden Pilger. Dieser Weg ist einer der ältesten noch genutzten Pfade der Welt und führt passenderweise zum antiken Zentrum der Welt. Wir beeilen uns, denn Zeus macht sich nun wohl doch noch bereit, seine Blitze zu schleudern.

Kleinere Boote auf einem Gewässer in Griechenland.
© Daniel Elke

Orakeln am Nabel der Welt

Wir erreichen das moderne Delphi. Ein kleiner Snack unter dem Vordach der Schule schützt uns vor einem Schauer. Gestärkt und voller Neugier brechen wir zum Museum und der Tempelanlage auf. Die Ausmaße der Anlage beeindrucken. Die Reste des Stadions, Theaters und unzähliger kleinerer Tempel und Häuschen sammeln sich um das zentrale Heiligtum, den Tempel des Apollon.

Hier war einst das berühmte Orakel von Delphi zu finden, das Besucher aus der ganzen antiken Welt um Rat und Weissagung ersucht haben. Durch eine Priesterin, die „Pythia“, die wohl unter dem Einfluss von Gasen aus einer Erdspalte stand, haben die Götter durch sie gesprochen und den Menschen Ratschläge und Anweisungen überbracht.

Griechen bekommen olivenfrei

Bei der letzten Etappe lässt es sich nicht mehr leugnen: Wir sind am Mittelmeer. Die Sonne scheint durch die Blätter der Olivenbäume und verspricht uns einen heißen und trockenen Tag. Auf dem Pfad unterhalb von Delphi schlängeln wir uns bis in das Örtchen Chrisso. Die Sonne brennt schon ordentlich, hat aber zum Glück noch nicht die Kraft des Hochsommers. Unser Weg, der in der alpinen Klimazone begonnen hat und durch die feuchten Waldgebiete führte, bringt uns nun in ein mediterranes Tal. Das Prädikat „abwechslungsreicher Weg“ hat nie besser gepasst.

Chrisso ist schnell durchquert, und kurz hinter dem Örtchen gilt es den letzten Abstieg von einem Hügel zu bewältigen. Doch dieser letzte Hügel hält eine Aussicht bereit, die nur schwer zum Weitergehen motiviert. Kurz vor der Kapelle Sankt Georg führen Trampelpfade zu einem Ausblick über die Olivenbaumplantagen, die sich von hier bis nach Amfissa erstrecken. Ein gewaltiges Anbaugebiet und „Meer von Oliven“, das nicht nur durch seine Größe beeindruckt, sondern auch durch sein Alter. Einige Bäume hier sind um die 3.000 Jahre alt. Eleni erklärt, dass der durchschnittliche Grieche etwa 25 Liter Olivenöl im Jahr verbraucht und, wenn die Familie Olivenbäume besitzt, drei Tage im Jahr zur Olivenernte frei bekommt.

Der weitere Weg durch die endlosen Plantagen verläuft ohne Steigungen in das Hafenstädtchen Kirra. Hier am Hafen endet der Wolftrail und unsere Reise zum Mittelpunkt der Welt. Doch damals begann hier für viele die Reise zum Heiligtum, denn der antike Hafen von Kirra war das Ziel für alle Pilger, die über den Seeweg nach Delphi reisten. Und so war auch der Weg dieser Etappe eine Route, die schon vor unvorstellbar langer Zeit von Menschen genutzt wurde. Beeindruckt betrachte ich die versunkenen Überreste des antiken Hafens im Wasser und frage mich, wie die Pilger damals wohl das Ende ihrer Reise gefeiert haben. Apollons göttlicher Einfluss hat uns dafür in eine Eisdiele geführt.

Bergkulisse mit Bäumen in Griechenland.
© Daniel Elke

schmecken

Tzatziki: Elenis Originalrezept

Zutaten: 

  • 500 g griechischer Joghurt
  • 1 Salatgurke 
  • Salz 
  • Pfeffer 
  • 2–4 Knoblauchzehen 
  • frische Minze 
  • Essig 
  • Olivenöl 

Möge Apollon es mir verzeihen, wenn ich nun das Geheimnis eines guten griechischen Tzatziki verrate. Wie bei so vielen Rezepten liegt der Kniff natürlich zunächst bei der Auswahl geeigneter Zutaten. Beim Tzatziki ist dies im Speziellen der griechische Joghurt, der insgesamt fester ist und einen Fettanteil von mindestens 10 Prozent hat. Echter griechischer Joghurt ist ein sogenannter Abtropfjoghurt und in den deutschen Supermarktregalen eher selten zu finden. Ein weiterer kritischer Punkt ist die Vorbereitung der Gurke, denn hier liegt das große Geheimnis. Die Salatgurke wird nicht ganz zerkleinert, sondern geschält und gerieben, bis auf den inneren Teil. Dieser kommt nicht in das Tzatziki, denn er würde alles verwässern. Um noch mehr Wasser aus Gurke zu bekommen und den Geschmack zu intensivieren, wird der Gurkenabrieb nun leicht gesalzen und darf etwas ruhen. Wenn sich hierbei Saft abgesetzt hat, wird der Abrieb danach durch ein sauberes Tuch ausgepresst und erst dann in den Joghurt gegeben. Nun nach Geschmack noch Knoblauch einpressen, etwas Essig, Salz, Pfeffer und frische Minze dazugeben. Ganz wichtig für die Griechen: Olivenöl. Hier gilt das Motto: Viel hilft viel. Guten Appetit.

wissen

Das Orakel von Delphi

Seine große Bekanntheit erhielt das antike Delphi nicht etwa durch sein Platz am Nabel der Welt, sondern durch das berühmte Orakel von Delphi. Aus ganz Griechenland und darüber hinaus pilgerten in der Antike die Menschen zum Orakel, um dieses um Rat und Weissagung zu bitten. Ganz praktisch war dies eine Priesterin, die sogenannte „Pythia“, deren Bewusstsein wohl durch Gase aus einer Erdspalte benebelt wurde und die auf die Fragen der Hilfesuchenden mit unverständlichen Sätzen antwortete. Der Interpretationsspielraum war hier natürlich sehr groß, daher übersetzten Priester die Prophezeiungen des Orakels. Inwieweit diese hierbei Einfluss nahmen, ist umstritten. Vor wichtigen Entscheidungen ersuchten die Menschen über das Orakel den Rat der Götter, denn die Pythia soll vom Gott Apollon besessen gewesen sein und er durch sie gesprochen haben.

Mehrere Gebäude mit Bergkulisse im Hintergrund in Griechenland.
© Daniel Elke

anziehen

Leichte Wanderbekleidung

Der Hersteller von Outdoor-Bekleidung Jack Wolfskin hat nach Griechenland eingeladen, um dabei nicht nur die spektakuläre Natur und Geschichte erleben zu lassen, sondern auch seine neue Light-Hiking-Kollektion vorzustellen. Das Idsteiner Unternehmen hat eine Kollektion aus extrem leichten und funktionsfähigen Materialien entworfen, die sich besonders für kurze und intensive Touren im trockenen und heißen Klima eignen. Die Kleidungsstücke sind klein packbar und funktionieren auch im Schichtsystem, falls die Temperatur einmal fallen sollte. Wird es heiß, helfen die atmungsaktiven und schnell trocknenden Isolationsmaterialien dabei, einen kühlen Kopf zu bewahren. Die Kleidung wurde am Mittelmeer nicht nur getestet, die silbergrünen Olivenhaine dienten auch als Inspiration für die Farbgebung und den Look der Kollektion. Mehr Informationen dazu unter: jack-wolfskin.de/light-hiking

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